Keschern von Insekten im Sonnenhut am Campus Wiesengut

Arzneipflanzenanbau als Instrument einer modernen, ertragsorientierten und zugleich biodiversitätsfördernden Landwirtschaft

Im Verbundvorhaben AMOBILA „Arzneipflanzenanbau als Instrument einer modernen, ertragsorientierten und zugleich biodiversitätsfördernden Landwirtschaft“ wird erforscht wie sich die Erträge beim Anbau dieser Sonderkulturen durch den Einsatz und die Förderung bestimmter Blütenbesucher steigern und sich gleichzeitig die Biodiversität in den Agrarökosystemen fördern lassen. Die Optimierung von Produktionsverfahren und die Umsetzung umfangreicher Wissenstransfermaßnahmen stellen dabei einen weiteren Schwerpunkt dar.

Projektziele

Die Bestäubungsökologie der meisten Arznei- und Gewürzpflanzenarten ist bislang wenig untersucht worden. Es liegen nur wenige wissenschaftliche Untersuchungen darüber vor, welche Insektenarten die einzelnen Arznei- und Gewürz-Pflanzenarten besuchen, welchen Anteil sie an deren Bestäubung haben und welchen Einfluss sie dadurch auf die Ertrags- und Qualitätsbildung ausüben. Die ökosystemaren Dienstleistungen, die von Arznei- und Gewürzpflanzenflächen in Agrarsystemen ausgehen können, sind bislang weder quantifiziert noch gezielt in Vermarktungsstrategien eingebunden worden. Hier setzt AMOBILA an.

Netztunnel zur Bestäuberkontrolle
Netztunnel zur Bestäuberkontrolle © Volker Lahnert
Keschern von Bestäubern im Sonnenfeld
Keschern von Bestäubern im Sonnenfeld © Volker Lahnert

Voruntersuchungen

In umfangreichen Forschungsarbeiten wurden bereits praxistaugliche und aussagekräftige Erfassungsmethoden entwickelt und erstmalig fundierte Daten zu blütenbesuchenden Insektenarten auf u.a. Fenchel, Lein, und Bohnenkraut erhoben. Die Ergebnisse belegen eine große Vielfalt an Blütenbesuchern und lassen Rückschlüsse auf deren Eignung als potentielle Bestäuber von Sonderkulturen zu.  Insgesamt ergaben sich zahlreiche Hinweise darauf, dass von den Arzneipflanzenflächen biodiversitätsfördernde Effekte auf die Landwirtschaft ausgehen können.

Das Verbundprojekt

Das Verbundvorhaben „AMOBILA“ öffnet sich als Projekt für Kooperationspartner und Forschungsgruppen, weitet das Spektrum der zu untersuchenden Sonderkulturen aus und legt den Fokus verstärkt auf die Ertragsrelevanz blütenbesuchender Insekten und den Bereich der Transfermaßnahmen auf allen Ebenen der Wertschöpfungsketten. 

An die Untersuchungen zur Ertragsstabilisierung sind Optimierungsprozesse von Produktionsverfahren gekoppelt, während die Identifizierung von Bestäuberinsekten und Bestäubungswegen auch unter dem Aspekt der Züchtung und der Saatgutproduktion eine – wenn auch untergeordnete - Rolle z. b. beim Anbau von Anis und Kamille spielen. 

Im Bereich Transfermaßnahmen steht für die Anbaupraxis und die Fach- und Naturschutzberatung die Wissensvermittlung zur strukturellen Förderung von Bestäuberinsekten im Vordergrund. Hinzu kommen erstmals die ökonomische und ökologische Bewertung des Anbaus ausgewählter Arzneipflanzen im Vergleich zu Alternativkulturen. 

Der Politikberatung werden Kennzahlen und Entscheidungshilfen bereitgestellt, die bei der Festsetzung förderpolitischer Rahmenbedingungen verwendet werden können. 

Verarbeiter und Endverbraucher können sich mit Hilfe unterschiedlicher, anschaulicher Materialien über die verschiedenen blütenbesuchenden Insektenordnungen auf den Zielkulturen und deren Bedeutung für die Agrarökosysteme informieren.

Wiegen der Sonnenhut-Pollen
Wiegen der Sonnenhut-Pollen © Volker Lahnert
Bestimmung des Pollenertrags von Sonnenhut
Bestimmung des Pollenertrags von Sonnenhut © Volker Lahnert

Die Teilvorhaben

Das Verbundvorhaben gliedert sich in vier Teilvorhaben (TV):

  • TV 1: Tierökologische Untersuchungen an ausgewählten Arznei-, Gewürz- und Aromapflanzen sowie Förderung des Arzneipflanzenanbaus und Steigerung der Erträge
  • TV 2: Erhöhung der Ökosystemdienstleistungen im Praxisanbau von Arznei- und Gewürzpflanzen
  • TV 3: Kamille – Ertragsrelevanz sowie Identifizierung von Bestäubungswegen und -distanzen
  • TV 4: Wissenstransfermaßnahmen und Erarbeitung von Entscheidungshilfen

Rolle der Arbeitsgruppe im Projekt

Dem INRES-AOL obliegt die Leitung und die Koordination des Verbundprojektes. Das AOL ist darüber hinaus für die Durchführung des Teilvorhabens 1 und weiterer Feldversuche an mehreren Standorten verantwortlich.

Vorläuferprojekte:

AuGOekosystem - Entwicklung eines Bestäubungsmanagements im Arzneipflanzenanbau zur Steigerung der Erträge und gleichzeitiger Erhöhung der Ökosystemleistungen



Akronym: AMOBILA
Laufzeit 01.01.2023 - 31.12.2025
Förderkennzeichen: 2220NR303A
Förderung:

Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. beauftragt durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft

Projektpartner:
  • Universität Bonn - (INRES) - Nachwachsende Rohstoffe, Campus Klein-Altendorf, Prof. Dr. Ralf Pude, Klein-Altendorf 2, 53359 Rheinbach; Kontakt: r.pude@uni-bonn.de, Tel. 02225-99963-13, www.nawaro-cka.de (Teilvorhaben 2)
  • Leibniz Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK), AG Quantitative Genetik, Abteilung Züchtungsforschung, Dr. Lars-Gernot Otto, Corrensstraße 3, D-06466 Seeland, OT Gatersleben, Kontakt: Tel.: 039482-5-685, ottol@ipk-gatersleben.de (Teilvorhaben 3)
  • Fachhochschule Südwestfalen, Fachbereich Agrarwirtschaft, Professur für speziellen Pflanzenbau und nachhaltige Pflanzenbausysteme, Prof. Dr. Tanja Schäfer, Lübecker Ring 2, 59494 Soest; Kontakt: schaefer.tanja@fh-swf.de, Tel.: 02921-378 3228 (Teilvorhaben 4)

Unternehmen:
  • Unterauftragnehmer: PHARMAPLANT Arznei- und Gewürzpflanzen Forschungs- und Saatzucht GmbH (PPA), Am Westbahnhof 4, 06556 Artern; Kontakt: Dr. Urs Fischer, Dr. Anna Kodisch, Tel.: 03466 3256-22, anna.kodisch@pharmaplant.de
  • Praxisbetriebe: Domäne Immichenhain, Ottrau, Hessen (ökologischer Ackerbau und Sonderkulturen). Haus Sandfort, Olfen, NRW (Arzneipflanzenanbau). Anis Anbaubetriebe
  • Fenchelanbaubetriebe der agrimed Hessen
Laufende studentische Abschlussarbeiten:

Julie Nelles: MSc, 2023-2024: Florale Ressourcen, Zoozönosen, Ertragssteigerung in Mohn

Katja Bechtel: Msc, Uni Bonn: Florale Ressourcen, Zoozönosen in Sonnenhut

Gioia Heiligensetzer: BSc, Experimentelle Untersuchungen in Kamille: Blütenbesucher + Markierungserfassungen Honigbiene in Kamilleplots am CKA ab Mai 24

Clara Botzem: BSC, Datenauswertung Fenchel over all years, Listen zusammentragen, Daten bewerten, Insekten sortieren, Listen, regionale Unterschiede

 

Laura Maria Büngener: BSc, Postkarten, Steckbriefe, zielgruppenspezifische Wissenstransfermaterial als Tools für wiss. Arbeiten, Kontakt Erdmann (Bfn), Trviale Bestimmungsliteratur + Infos über Insekten, „Bestimmungskoffer“

 

Melanie Köcher: MSc, Nektarmessungen, Start sofort, Literatursammlung Nektar AuG, Kontakt Nees, Methodenentwicklung/-bewertung 

 

Jule Jaeger: BSc, SoSe, Zoozönosen und florale Ressourcen in Anis

 

Ideen für zukünftige Arbeiten:
  • Nachtfalter, Intensivbeprobung einer Kultur
  • Vergleich Öko/konventionell ggf auch mit Nachtfaltern
  • Tunnelmohnversuche in Mohn 2024; methodische Arbeit
  • Süßfenchel; Frequenzerfassung
  • Zoozönosen in Kamille, Fenchel, Anis
  • Kamille: Monitoring pilzlicher und tierischer Schaderreger in Herbstkamille

Kontakt

Avatar Döring

Prof. Dr. Thomas Döring

1.015

Auf dem Hügel 6

53121 Bonn

Avatar Hamm

Dr. Andreé Hamm

Projektkoordination
Avatar Gawronski

Lina Sofie Gawronski

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